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Das BGM der Zukunft.

Warum ein BGM ohne kompetente Führung nicht (mehr) möglich ist.


Anmerkung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Text das generische Maskulinum verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.


Als ich Anfang der 2000er begann mich mit dem Thema der Gesundheitsförderung und Prävention in Unternehmen auseinanderzusetzen hieß es noch: „Wir haben doch den Betriebssport“ – und das Thema schien beendet. Fast niemand konnte sich vorstellen, wie rasant sich die Arbeitswelt seitdem entwickelt würde.

Arbeitsweisen veränderten sich, Belastungen stiegen. Aus Einzelbüros wurden Großraumbüros, Raucherbereiche wurden ausgegliedert, erhöhten Krankenständen wurden mit ersten Diagnostik– und Präventionsangeboten entgegengesteuert. Auch die Belastungen, denen man seinerzeit noch souverän gewachsen schien, veränderten sich rasant. Und da Fachkräfte vermehrt in Rente gingen öffneten sich Lücken und gänzlich neue Aufgabenfelder, die bestellt werden mussten.


Gestern Rücken, und was kommt morgen?

„Damals“ gab es andere gesundheitlich relevante Themen, beispielsweise standen Rückenbeschwerden voll im Fokus. Oftmals durch Mitarbeitervertretungen initiiert, wurden solche aufkommende Themen vom Arbeits- und Gesundheitsschutz gesteuert und durch arbeitsmedizinische Angebote gedeckt. Dort, wo der klassische Arbeitsschutz an seine Grenzen stieß öffnete man sich zunehmend mehr individuellen Fördermaßnahmen – insbesondere in den Themen der körperlichen Gefährdungsarten. Und was sind die heutigen relevanten Themen im BGM? Lässt sich dies überhaupt auf einzelne Themen festlegen?

So wie die Arbeitswelt sich wandelt, so flexibel muss ein BGM sein.

So, wie sich die Anforderungen an die Menschen innerhalb seiner Arbeitsumgebung veränderten, so haben sich auch die Aufgaben im BGM entwickelt. Digitalisierung, Fachkräftemangel, Flexibilität, Vereinbarkeit von Familie und Beruf… (neue) Themen, die die körperliche, aber vor allem auch die psychosoziale Gesundheit beeinflussen und alle Generationen betreffen. Nicht zufällig fordert also seit Ende 2013 das Arbeitsschutzgesetz explizit die Berücksichtigung der psychischen Belastung in der Gefährdungsbeurteilung.

Wie auch in den 2010ern startet man auch heute oft mit der Durchführung von Einzelmaßnahmen, wie Rückentrainings, Sportfeste oder Gesundheitstage. Falsch ist daran nichts. BGF-Angebote angemessen in den Arbeitsalltag zu implementieren ist nach wie vor eine der bedeutsamsten Aufgaben innerhalb eines BGMs. Entscheidend ist dabei die dauerhafte Verknüpfung in den Kontext der Organisation, damit das BGM ein Gesamtbild ergibt und die Maßnahme nicht zur Eintagsfliege verkommt.

Zudem ist das Einsetzen einer Maßnahme heute eine Aufgabe von Vielen. BGM kann zum Führungsinstrument werden und wesentlich die Unternehmenskultur mitgestalten. Die Lösung liegt möglicherweise an der Vernetzung der betriebseigenen Ressourcen mit denen im überbetrieblichen Netzwerk.

Ein BGM im Netzwerk der Angebote

Wo es für den BGM-Beauftragten damals noch schwierig erschien, betriebliche Gesundheitsangebote zu entwickeln und anzuwenden, so gibt es heute unzählige Möglichkeiten der Unterstützung: Dienstleister im Gesundheitswesen, Unternehmensberater im BGM, kommerzielle, wie unabhängige Netzwerke – sie alle stellen faszinierende, immer wieder neue Möglichkeiten bereit, um den heutigen und zukünftigen Belastungen gerecht zu werden.

Doch durch die rasanten Veränderungen ist es für die „Kümmerer“ im BGM nicht leichter geworden – im Gegenteil: die veränderten Einflüsse einerseits und die teils unübersichtlich gewordene Angebotspalette andererseits fordern die Betrieblichen Gesundheitsmanager mehr denn je. Dazu haben sich Regulierungen geändert, Fördermittel können und müssen beantragt werden und gleichzeitig wird verlangt, als Krisenmanager zu fungieren.

Jedem Orchester ein Dirigent!

Welche Rolle ist denn nun für den BGM-Beauftragten, dem Betrieblichen Gesundheitsmanager, dem „Kümmerer“ im BGM vorgesehen? Was sind seine Aufgaben – und welche sind es nicht? Zunächst wird diese Frage jeder für sich selbst beantworten oder vom Unternehmen unterschiedlich interpretiert. Fakt ist, dass sich derart viele Aufgaben zur Förderung der Mitarbeitergesundheit offenbaren können, die eine Person nicht allein bewältigen kann.

Um die Personalproblematik im BGM zu erklären hilft uns ein kurzer Blick über das Thema BGM hinaus. In allen gängigen Managementsystemen einer Organisation entwickelt und lenkt das Unternehmen selbst die Entscheidungen, welche Maßnahmen getroffen werden. Diese Zügel lässt sich kein Unternehmen der Welt aus der Hand nehmen. Es lenkt die Prozesse selbst. Es stellt fest, welche Teilprozesse ausgegliedert werden dürfen und durch qualifizierte Dienstleister erfolgreich umgesetzt werden müssen – und welche im Unternehmen verbleiben. Immer geführt durch eine ausgebildete Person mit entsprechenden Fachkenntnissen, ausgewiesener Empathie und nicht zuletzt mit guter Vernetzung innerhalb des Unternehmens und nach „außen“.

Auch Betriebliche Gesundheitsmanagementsysteme benötigen diese qualifizierten Personen. Sozusagen Dirigenten für Ihr Orchester.

Gewinnen oder verlieren.

Einig sind wir uns in der BGM-Branche schon lange: die Möglichkeiten durch die Einführung eines BGMs sind nach wie vor mannigfaltig und die Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg werden zunehmend größer. Die Zeiten, in denen man den Erfolg eines BGM von der Teilnehmerzahl eines Sportevents ablas, sind längst vorbei.

Für uns steht fest: Nur diejenigen Unternehmen werden zukünftig erfolgreich sein, die mit eigener Expertise und Anstrengung ihre aktuellen und zukünftigen Herausforderungen erkennen und die in Deutschland zweifelsfrei in großem Maße vorhandenen hochwertigen Gesundheitsangebote bedarfsgerecht auswählen können.

Es sollte daher allen Menschen, die sich – oftmals leidenschaftlich und aufopferungsvoll – für die Entwicklung des BGMs innerhalb ihres Unternehmens einsetzen, alle notwendigen Ressourcen zu ebendieser Entwicklung zur Verfügung gestellt werden.

Es ist noch nicht zu spät, doch es wird langsam Zeit für diesen Schritt. Hoffentlich verpassen wir ihn nicht.

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