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(Gemeinsam) einsam.

Wie sich Social-Distancing und das isolierte Arbeiten im Homeoffice auf die Psyche auswirken und was wir dagegen tun können.


Seit über einem Jahr hat uns die Corona-Pandemie fest im Griff. Wiederholte Lockdowns, Kontaktbeschränkungen, Abstandsregeln und die Bitte, aus dem Homeoffice zu arbeiten, schränken unsere sozialen Kontakte anhaltend ein. Kein spontaner Plausch in der Küche mit Bekannten, kein Smalltalk auf dem Büroflur – aus dem Physical Distancing (der räumlichen Distanzierung) zur Verminderung von Infektion, ist häufig eine Verringerung der Kontakte auf allen Ebenen geworden.


17,6 Millionen Menschen in Deutschland leben allein und haben durch die jeweils geltenden Kontaktbeschränkungen teilweise nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten Familie, Freunde und Bekannte zu treffen (Statistisches Bundesamt, 2019). Zwar haben viele Menschen Online-Tools zum sozialen Austausch wie z.B. Video-Chats für sich entdeckt, jedoch können diese Kontakte nur selten ein persönliches Treffen mit der Wahrnehmung von Mimik, Gestik, Gerüchen und Berührungen ersetzen.


Das Gefühl der Einsamkeit tritt dabei nicht, wie häufig vermutet, vorwiegend in der älteren Generation auf, sondern betrifft in der aktuellen Situation vor allem junge Erwachsene. In einer aktuellen Befragung der Bertelsmann Stiftung gaben 60,7% der Befragten an, sich in der Corona-Zeit mindestens teilweise einsam zu fühlen (Andresen et al., 2021). Einsamkeit ist demnach kein Problem einer Altersklasse, sondern zieht sich durch alle Schichten hindurch.

Gefühl der Einsamkeit bei jungen Menschen (eigene Darstellung nach (Andresen et al., 2021)


Einsamkeit und psychische Gesundheit


Problematisch wird das Gefühl der Einsamkeit, wenn sich dieses auf die psychische Gesundheit auswirkt. So zeigt eine Studie im Psychological Medicine Magazin, dass besonders junge Erwachsende durch die Lockdown-Maßnahmen eine höhere Anfälligkeit für Depressionen aufweisen (Benke et al., 2020). Die Auswirkungen des Alleinseins auf die psychische Gesundheit lässt sich durch die Funktion des Nucleus accumbens, dem Belohnungssystem unseres Gehirns, erklären. Unser Gehirn ist ein soziales System und reagiert sensibel auf fehlende soziale Kontakte (Krzikalla, 2021). Ein zwischenmenschlicher Austausch regt den Nucleus accumbens an und sorgt für eine Dopaminausschüttung und somit für ein positives Gefühl (Krzikalla, 2021). Wird das Belohnungssystem wenig aktiviert, so fühlen wir uns unmotiviert (Krzikalla, 2021). Fehlende soziale Kontakte wirken sich demnach auf unsere Motivation und unser Wohlbefinden aus und nehmen somit Einfluss auf unsere psychische Gesundheit.


Aus der Einsamkeit heraus


Nun stellt sich die Frage, was wir gegen das Gefühl der Einsamkeit tun können. Wie schaffen wir es, das Gefühl des Alleinseins zu verringern? Und wie können wir unser psychisches Wohlbefinden während der Zeit von Physical Distancing steigern?

  • Selbstfürsorge: Behandle dich selbst gut. Gönn dir etwas. Auch allein kannst du etwas Schönes kochen. Versuche die Lebensfreude mit kleinen Highlights zu erhalten. Auch Meditation und Achtsamkeitsübungen können helfen, dich selbst zu finden. Ebenso können Bewegung und Sport Depressionen vorbeugen und das fehlende Dopamin ausschütten. (Mehr Ideen zur Selbstfürsorge und Achtsamkeit findest du in unserem Beitrag zur psychischen Gesundheit im Homeoffice)

  • Kontakte pflegen: Einfacher gesagt als getan, daher konzentriere dich zunächst auf wenige, dir wichtige und vertraute Personen. Versuche dir bewusst Zeit dafür zu nehmen und vereinbare regelmäßige Termine. Das Internet, Messenger-Dienste, Briefe, das Telefon oder auch die Videotelefonie: Mittel zur Kommunikation mit (alten) Freunden und Bekannten gibt es zahlreiche. Finde heraus, auf welchem Weg du dich am wohlsten fühlst!

  • Vertraue dich jemandem an: Sprich über deine Gefühle und psychischen Belastungen. Ansprechpartner können Freunde oder Familie sein oder auch eine professionelle Hilfe, wie beispielsweise die Telefonseelsorge (0800 1110111).


Einsamkeit und BGM


Zugegeben, Themen wie Einsamkeit und das psychische Wohlbefinden sind sehr persönlich. Gleichzeitig sind diese Themen oftmals eng mit dem beruflichen Kontext der betroffenen Personen verbunden. Dabei kann die Arbeitsumgebung sowohl Teil des Problems, aber eben auch Teil einer Lösung sein. Gerade für Personen, die in Vor-Corona-Zeiten einen Großteil Ihrer sozialen Kontakte im Berufsalltag gepflegt haben, leiden jetzt besonders. Hier gilt es, aus der Perspektive des Betrieblichen Gesundheitsmanagements, sich diesem Problem bewusst zu sein und sich diesem zu widmen. Immerhin gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, den außerberuflichen Austausch unter Kollegen zu initiieren und zu fördern, z.B. in Form eines regelmäßigen Quiz-Abends.


Wenn du dich näher für die Thematik der psychischen Gesundheit in deinem Unternehmen interessierst, weisen wir dich an dieser Stelle gerne auf unsere Fachseminare im Bereich der Psyche hin, die explizit auf die psychischen Belastungen und den Umgang damit eingehen.


Quellen:


Andresen, S., Heyer, L., Lips, A., Rusack, T., Schröer, W., Thomas, S. & Wilmes, J. (2021) Das Leben von jungen Menschen in der Corona-Pandemie. Erfahrungen, Sorgen, Bedarfe. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.


Benke, C., Autenrieth, L. K., Asselmann, E., & Pané-Farré, C. A. (2020). Stay-at-home orders due to the COVID-19 pandemic are associated with elevated depression and anxiety in younger, but not older adults: results from a nationwide community sample of adults from Germany. Psychological Medicine, 1-2.


Krzikalla, L. (2021) Wie Corona die Psyche belastet. Ein Blick in unser Gehirn. ZDF-heute. Abgerufen am 08.04.2021 unter https://zdfheute-stories-scroll.zdf.de/corona_psyche/index.html


Statistisches Bundesamt (2019). Haushalte und Haushaltsmitglieder für Deutschland, das frühere Bundesgebiet und die Neuen Länder einschließlich Berlin. Abgerufen am 08.04.2021 unter https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Haushalte-Familien/Tabellen/1-1-privathaushalte-haushaltsmitglieder.html

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